Antisemitische Vorfälle 2003



Eine unvollständige Chronik

der antisemitischen Übergriffe in Europa
 
 

Erstellt von der

Initiative Verteidigt Israel, Kiel

und

Studierende für Israel an der CAU
 
 

Unterstützt die Kampagne Waffen für Israel
http://verteidigt-israel.de
 

V.i.S.d.P.: Max Raphael

c/o Initiative Verteidigt Israel, Kiel, Postfach 4144, 24040 Kiel


 
 Januar 2003
 

Freitag, 03. Januar 2003:
 

Paris, Frankreich:

Am Nachmittag war der 34-jährige Rabbiner Gabriel Farhi allein in der Synagoge von der liberalen Gemeinde im Osten von Paris gewesen, als es an der Tür klopfte. Als er öffnete, stand ihm ein junger Mann gegenüber, dessen Gesicht durch einen Motorradhelm nicht zu erkennen war. Mit dem Ruf „Allahu Akbar“ rammte der Mann Farhi sofort ein Messer in den Unterleib, drehte sich um und flüchtete. Der Rabbiner konnte sich noch selbst bis zum Nachbarhaus schleppen, wo man die Polizei und den Rettungsdienst rief. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, die Stichverletzung erwies sich als leicht und Farhi konnte entlassen werden. Das Wiesenthal Center warnte bereits vor einigen Monaten vor Reisen nach Frankreich. Wie der Rabbiner später bei der Polizei aussagte, hatte seine Organisation am Morgen einen Drohbrief erhalten, der sich gegen ihn persönlich richtete und verkündete, als „Vergeltung für alle Opfer unter den Palästinensern“ werde man einen „Heiligen Krieg“ gegen ihn führen (S. Laster 04.01.2003; Klingsieck, in: Jüdische Allgemeine 02/2003: 15).
 

Montag, 06. Januar 2003:
 

Salzgitter-Bad, Niedersachsen, BRD:

Der Leiter des deutschen Orientinstituts in Hamburg, Prof. Dr. Udo Steinbach, hat den Aufstand der Juden im Warschauer Ghetto mit dem palästinensischen Terrorismus verglichen. Auf dem Epiphanias-Empfang der ev. Propstei Salzgitter war Steinbach zu einem Vortrag eingeladen. Thema: „Im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus - der Nahe Osten vor tiefgreifenden Veränderungen?“ Dabei relativierte der Professor die Selbstmordattentate islamistischer Terroristen.

„Müssen wir uns nicht fragen, was los ist, wenn ein anständiger und normaler junger Mann, der leben will, wie jeder andere auch, sich einen Sprengstoffgürtel umschnallt und sich in die Luft sprengt, nur weil er sonst keinen Ausweg sieht, sich seine Würde zu bewahren“, sagte Steinbach. Zum Thema Terrorismus führte Steinbach aus: „Wir müssen dann auch einmal darüber nachdenken, was wir als Terrorismus bezeichnen wollen. Wenn wir sehen wie israelische Panzer durch palästinensische Dörfer fahren und sich die verzweifelten Menschen mit Steinen wehren, dann müssen wir im Blick auf Warschau und im Blick auf den Aufstand der Juden im Warschauer Ghetto auch fragen dürfen, war das dann nicht auch Terror?“ Dem jüdischen Staat unterstellte Steinbach zudem, mit den seit der Unabhängigkeit geführten Kriegen eine Strategie der Expansion verfolgt zu haben: „Müssen wir uns nicht fragen, ob aus den Grenzen von 1948 im Blick auf die Zahl jüdischer Einwohner in den Westbanks nicht längst das Ziel zionistischer Landgewinnung geworden ist?“

Die Ausführungen des Professors blieben von den knapp 200 Teilnehmern auch in der anschließenden Diskussion unwidersprochen.

Dr. Udo Steinbach wurde 1943 geboren und ist seit 1976 Leiter des Hamburger Orientinstituts. Er gilt als ausgewiesener Experte, unter anderem für den politischen Islam. Im Jahr 2001 hatte Steinbach in Wissenschaftskreisen mit der These eines „Paradigmenwechsels des Islamismus“ auf sich aufmerksam gemacht. Aus der Entwicklung im Iran folgerte Steinbach damals, der Fundamentalismus verliere im Nahen Osten an Einfluß. In vielen Staaten drehe sich die Gesellschaft nicht mehr um die Islamisten, sondern die Islamisten müßten sich den Bedingungen der Gesellschaft anpassen (Paradigmenwechsel). Ein Dreivierteljahr später flogen islamistische Attentäter ins World Trade Center...

Paris, Frankreich:

Drei Tage nach dem mißlungenen Mordanschlag versuchten unbekannte Täter auch noch, das Auto von Rabbiner Gabriel Farhi in der Tiefgarage seines Wohnhauses in Brand zu stecken. Sie hatten den Kofferraum geöffnet und dort Kleidungsstücke angezündet. Glücklicherweise wurden die Flammen sehr bald vom Hausmeister entdeckt und gelöscht, bevor größerer Schaden entstehen konnte. Im Lichte dieser zwei Anschläge hat die Kriminalpolizei die inzwischen längst geschlossene Akte über einen Brand neu aufgeschlagen, der im Mai vergangenen Jahres die Synagoge von Rabbiner Farhi verwüstet hatte. Seinerzeit gingen die Ermittler von einem Kurzschluß in der verrotteten Elektroanlage des alten Gebäudes aus, doch inzwischen sind sie sich nicht mehr so sicher, zumal in dem jüngsten Drohbrief ausdrücklich auf den Brand Bezug genommen wurde: „Nachdem wir seine Synagoge in Brand gesteckt haben, ist er jetzt selbst an der Reihe.“ (Klingsieck, in: Jüdische Allgemeine 02/2003: 15).
 

Dienstag, 07. Januar 2003:
 

Frankreich - Israel:

Aus Protest gegen die Politik Israels erklären die französischen Konsulate in Jerusalem und Haifa neuerdings jüdische Hochzeiten für nichtig, bei denen der Rabbi, der das Paar getraut hat, in Judaea, Samaria oder Gaza (Yesha) lebt. Das bestätigte eine Sprecherin der Konsulate gegenüber der Tageszeitung „Jerusalem Post“.

Nicht der Ort der Trauung oder die Herkunft des Paares, sondern der Wohnort des Rabbis sei ausschlaggebend. Wenn dieser in den „besetzten Gebieten“ lebt, werde die französische Regierung die Hochzeit nicht anerkennen, heißt es in dem Bericht.

Die Zeitung berichtet von einem Fall, in dem eine Französin zum Judentum konvertiert war und in Jerusalem einen Israeli heiratete. Als sie beim Konsulat in Jerusalem ein Familienstammbuch beantragte, erlebte sie eine böse Überraschung: Die Beamten erklärten die Hochzeit für ungültig, da der Rabbiner, der sie getraut hatte, aus Gush Etzion (Judaea) kam (israelnetz 06.01.2003).
 

Mittwoch, 09. Januar 2003:
 

Gaza - Amsterdam, Niederlande:

Die Frau des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Gretta Duisenberg, hat mit ihrem neuerlichen Solidaritätsbesuch bei PLO-Chef Yasser Arafat für Aufsehen gesorgt. Jetzt meldete sich auch ihr Ehemann, Wim, zu Wort: „Ich unterstütze sie hundertprozentig“, schreibt der Banker.

Wim Duisenberg reagierte mit seinen Äußerungen auf die Kritik, die israelische Politiker und die Bevölkerung gegen die Besuche seiner Frau äußerten. Selbst Hollands Außenminister Jaap de Hoop Scheffer wandte sich an Duisenberg und beklagte, Gretta Duisenberg mißbrauche ihren diplomatischen Paß für Solidaritätsbesuche. Daraufhin brach der EZB-Präsident am Mittwoch erstmals sein Schweigen zu dem Verhalten seiner Ehefrau.

Gretta Duisenberg hält sich derzeit in den Palästinensischen Autonomiegebieten auf. Am Dienstag inspizierte sie das Haus eines palästinensischen Attentäters, das von Israel während Militäraktionen im Gazastreifen zerstört wurde. Am Mittwoch traf sie sich mit PLO-Chef Arafat in dessen Hauptquartier in Ramallah - und ließ sich Hand in Hand mit dem Palästinenserführer ablichten.

Deutschlands größte Tageszeitung, „Bild“, fragte daraufhin: „Doch wo war Frau Duisenberg, als Selbstmordattentäter am Sonntag 25 Unschuldige in Tel Aviv in den Tod rissen?“ (israelnetz 08.01.2003).
 

Sonntag, 12. Januar 2003:
 

Israel - Europa - Niederlande:

Neben dem Simon Wiesenthal Zentrum, dem American Jewish Congress (AJC) und der Anti-Diffamation League (ADL) hat sich jetzt auch die Jerusalemer Holocaust Gedenkstätte Yad Vaschem mit einer offiziellen Erklärung gegen „antisemitische“ Äußerungen von Gretta Duisenberg, der Frau des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, zu Wort gemeldet. In der holländischen Zeitung Algemeen Dagblad wurde Duisenberg mit den Worten zitiert: „Mit Ausnahme des Holocaust ist die israelische Okkupation palästinensischer Territorien schlimmer als die Besetzung Hollands durch die Nazis.“ Während die Israelis Häuser der Palästinenser sprengen, seien die Nazis „niemals so weit gegangen bei ihrer Okkupation“.

Yad Vaschem fragt in seiner offiziellen Erklärung, ob diese Worte „schiere Unwissenheit oder plumper Antisemitismus“ seien. „Duisenberg hätte sich über die gewaltsamen Kapitel der holländischen Geschichte informieren sollen, ehe sie derart sinnlose Vergleiche anstellt“, schrieb Avner Schalev, der Direktor von Yad Vaschem. Er zählte dazu die „Kollaboration der holländischen Polizei und Eisenbahnbeamten, die zusammen mit anderen wissend den Nazis geholfen hätten, zehntausende unschuldige holländische Juden in Gaskammern zu schicken.“

„Duisenberg should have educated herself about those violent chapters in Dutch history before making senseless comparisons,“ says Chairman of the Yad Vashem Directorate, Avner Shalev, „including the collaboration of the Dutch police and railway workers-among others-who knowingly assisted the Nazis in sending tens of thousands of innocent Dutch Jews, to the gas chambers.“

Der Chefhistoriker von Yad Vaschem, Dan Michman, fügte hinzu, daß die Nazis keine holländischen Heime zerstört hätten, „weil sie ganz einfach Dutzende holländische Geiseln ermordeten, jedes Mal wenn die Resistence gegen die Besatzung aktiv geworden war.“ (U. Sahm, Jerusalem, 12.01.2003).
 

Donnerstag, 16. Januar 2003:
 

Berlin, BRD:

„Der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde, Chaim Rozwaski, hat gestern per Post einen anonymen Brief mit den Worten „Lüge wird Wahrheit - Holocaust II“ erhalten. In dem Kuvert befand sich auch eine kleine Tüte mit einer schwarzen Substanz, vermutlich Asche. Der 67 Jahre alte Rabbiner reagierte empört: Er habe als Kind den Holocaust überlebt und müsse nun erleben, „wie sehr der Antisemitismus in Deutschland wieder gewachsen ist“. Als die Wehrmacht die Sowjetunion überfallen hatte, wurde Rozwaski mit seiner Familie in ein weißrussisches Ghetto gepfercht. Er konnte fliehen und versteckte sich in den Wäldern. Der vor viereinhalb Jahren aus den USA nach Deutschland gekommene Rozwaski ist schon öfter angepöbelt worden. Wiederholt hätten ihn arabisch aussehende Jugendliche beschimpft, sagte er. Rozwaski zog sich Ende 2001 auch den Hass der NPD zu. Der Vorsitzende der rechtsextremen Partei, Udo Voigt, drohte ihm mit einer Strafanzeige. Rozwaski hatte, wie viele Berliner, gegen einen geplanten NPD-Marsch durch das einst von vielen Juden bewohnte Scheunenviertel protestiert. Die Polizei bezeichnete den aktuellen Vorfall am Abend als „äußerst bedauerlich“. Der Staatsschutz nahm die Untersuchungen auf“ (fan, in: Tagesspiegel 17.01.2003).
 

Samstag, 18. Januar 2003:
 

Berlin, BRD - Schweden:

In Schweden haben drei Oppositionsparteien den Rücktritt des Botschafters in Deutschland gefordert, weil er zum Boykott israelischer Waren aufgerufen hatte. Der Diplomat Carl Tham ist einer von 73 bekannten Schweden, die einen am Sonnabend in der Zeitung „Dagens Nyheter“ veröffentlichten Artikel unterschrieben, in dem zum Boykott aller Waren „aus illegalen israelischen Siedlungen“ aufgerufen wird. Produkte aus den von Israel besetzten Gebieten zu kaufen oder zu verkaufen sei aktive Unterstützung für die illegale israelische Besatzung, hieß es darin. Es sei zudem ein „Verbrechen gegen internationales Recht“.

Sprecher der drei Parteien argumentierten, Tham müsse als Vertreter des Außenministeriums sprechen und nicht seine eigene Außenpolitik machen..... (Die Welt, 20.01.2003).
 

Sonntag, 19. Januar, 2003:
 

Rom, Italien:

University of Rome 3; 16:29 Uhr: Half an hour ago the door of Decio Levi's office was dirtied with the words „CANE EBREO“ (literally, „Jewish dog“). I have been in the Physics Institute since 1964, and something like this has never happened since then, and probably never even during the dark years of fascism. I would like for this message to be circulated as widely as possible. Greetings, orlando (Orlando Ragnisco - Dipartimento di Fisica "E.Amaldi" - Universita' Roma TRE - Via Vasca Navale 84, 00146 Roma, Italy - e-mail: ragnisco@fis.uniroma3.it).
 

Freitag, 24. Januar 2003:
 

Apenrade/Bredstedt, Dänemark:

Ein Nachtlauf in einer Pfadfinderschule nördlich der Grenze sorgt für politische Aufregung: 160 Jugendliche spielten mit verteilten Rollen, dass Deutsche Jagd auf Juden machen. Zwei bis drei Stunden habe man den Pfadfindern auf diese Weise „Spannung und überraschende Momente“ geboten, sagte Schulleiter Jes Imer gegenüber unserer Zeitung und bestätigte damit Berichte dänischer Medien.

Eine Angehörige der dänischen Minderheit aus Bredstedt (Kreis Nordfriesland), die mit 18 Heranwachsenden an dem Nachtlauf teilnahm, hatte die Vorgänge mit Empörung öffentlich gemacht. Ihren Angaben zufolge wurde das Programm während der Dunkelheit von Hakenkreuzfahnen und Judensternen umrahmt. Es sollen auch Ausdrücke wie „Judenschwein“ gefallen sein. In ihrem Programm hatte die „Nachschule Kongeådalen“ nordwestlich von Hadersleben eine Wochenendveranstaltung mit Sport und Werkstättenaktivitäten angekündigt. Ihr Profil beschreibt die Schule auf ihrer Internet-Seite als betont christlich geprägt.

Während 16- bis 17-jährige ständige Schüler der Einrichtung die Nazi-Deutschen mimten, mussten die zwölf- bis 14-jährigen Pfadfinder den Part der verfolgten Juden übernehmen. „Die Aufteilung in Gut und Böse gehört zu einem normalen Nachtlauf einfach dazu“, verteidigt Schulleiter Jes Imer das Rollenspiel. „Genau so gut hätten wir die Mannschaften Team A und Team B nennen können.“ Warum es die Verantwortlichen dann nicht dabei belassen hätten, konnte Imer nicht erklären. Er spricht von einer „mehr oder weniger zufälligen Themenwahl“. Bei Nachtläufen in der Vergangenheit seien keine historischen Kapitel nachgestellt worden. Da habe man es bei dem Szenario Fangen von Schmugglerbanden belassen.

Der Schul-Chef war nach eigenen Worten davon ausgegangen, „dass das Spiel Deutsche gegen Juden eher dazu beitragen würde, alte Feindbilder zu entdramatisieren“. Dass das Thema „so empfindlich“ sei, sei ihm nicht bewusst gewesen. Imers Fazit: „Ich war wohl etwas naiv.“

Erst im vergangenen August hatte ein Pfadfinderlager auf der dänischen Insel Falster für Schlagzeilen gesorgt, in dem mehrere hundert Jugendliche den Überfall der Wehrmacht auf Dänemark im Zweiten Weltkrieg nachstellen. Es war von der Lagerleitung als „Geschichtsunterricht zum Anfassen“ verteidigt worden.

Dass es „so schnell zu einer Art Wiederholung gekommen ist“, kommentiert der Vorsitzende der deutschen Minderheit in Dänemark, Hans Heinrich Hansen, mit „Überraschung“. Andererseits bestätige der neue Vorfall, was die deutsche Volksgruppe nördlich der Grenze in jüngster Zeit erlebe: dass die Ressentiments gegen Deutsches zunehmen (Frank Jung, in: shz 24.01.2003).
 

Samstag, 25. Januar 2003:
 

Los Angeles, USA - Berlin, BRD:

Der Berliner Filmproduzent Artur Brauner ist seit der Uraufführung seiner letzten Produktion „Babij Jar“ mit Morddrohungen konfrontiert. Seit Wochen erhält der 84-Jährige Anrufe mit dem Hinweis, der er die Deutschland-Premiere des Films nicht erleben werde. Das sagte Brauner in Los Angeles. Außerdem wurde ihm prophezeit, dass jene Kinos demoliert würden, die seinen Film über eines der schrecklichsten und zugleich unbekanntesten Verbrechen des Nationalsozialismus zeigten.

„Der Telefonterror ist furchtbar, doch ich habe keine Angst. Der Film wird in die Kinos kommen, da kann passieren was will“, sagte Brauner.

Ein Sprecher der Berliner Polizei teilte gestern mit, Brauner habe bisher wegen der Drohungen gegen seine Person keine Anzeige bei den Behörden in Berlin erstattet. Dementsprechend sei der Vorgang der Polizei nicht bekannt.

„Babij Jar“ wurde vor zwei Monaten in Hollywood uraufgeführt. In Deutschland wird die fünf Millionen Euro teure deutsch-russische Koproduktion im Rahmen der Berlinale am 11. Februar erstmals zu sehen sein.

Brauner, dessen Produktion „Hitlerjunge Salomon“ 1992 für den Oscar nominiert worden war, sieht in „Babij Jar“ die „Krönung“ seines Lebenswerks. Damit habe er seinen Lebenstraum verwirklicht.

Der Film zeigt die Liquidierung ukrainischer Juden beim Einzug der sechsten deutschen Armee in die ukrainische Hauptstadt Kiew. Mehr als 30 000 Männer, Frauen und Kinder wurden am 30. September 1941 in der Babij Jar (zu deutsch „Großmütterchens Schlucht“) genannten Talsenke vor Kiew von Männern in deutschen Uniformen ermordet. Zwölf Opfer stammten aus der Familie von Brauner. Die Hollywood-Prominenz, allen voran Kirk Douglas, preist seine Produktion in höchsten Tönen. „Ich bin sehr beeindruckt von dem Film“, sagte Douglas. Nach Ansicht des dreimaligen Oscar-Preisträgers Arthur Cohn ist es ein „Film, der in der heutigen Zeit immens wichtig ist“.

Drohanrufe gab es auch 1997 vor dem Feuer-Inferno in den CCC-Ateliers. Rund fünf Millionen Mark verursachte der Großbrand in Halle 7 - nicht einmal 48 Stunden nach der Weltpremiere des Brauner-Films „Von Hölle zu Hölle“ in Los Angeles. Brauner damals: „Das war kein Zufall, das war Brandstiftung.“

Maria Brauner, seit Jahrzehnten mit Artur Brauner glücklich verheiratet (sagte dieser Zeitung: „Ich wusste bisher nichts von neuen Drohanrufen. Mein Mann würde mir das auch nicht erzählen, weil er mich nicht beunruhigen will. Aber ich bin von Natur aus nicht ängstlich. Denn wer einst das Todeslager überwunden hat, dem ist vor nichts mehr bange.“ (Jän/tz/dpa, in: Die Welt 25.01.2003).
 
 

Montag, 27. Januar 2003:
 

Köln, Nordrhein-Westfalen, BRD:

Auf der Attac Friedenstour kam es in Köln bereits zum zweiten Eklat. Referent Alfonso De Vito de Vito verglich die israelische Besatzungspolitik mit der Räumung des Warschauer Ghettos. Kritiker wurden brutal aus der Veranstaltung gedrängt. Die Friedenstour soll mit den Gleichen Referenten fortgesetzt werden.

Nachdem sich bereits mehrere Personen auf diversen Mailinglisten zu unserer Störaktion während der freitäglichen ATTAC-Veranstaltung in der Alten Feuerwache Köln gemeldet haben, wollen wir, die drei Verursacher des "Zwischenfalls" (Boris Loheide) uns auch zu Wort melden.

Ja, wir haben zu dritt versucht die Veranstaltung zu sprengen. Denn wir dulden keinen ("linken") Antisemitismus. Und wir wollen auch nicht mit ("linken")Antisemiten diskutieren, womöglich gar ergebnisoffen. Leider war diese Position alles andere als mehrheitsfähig.

Nein, wir sind keine "Antideutschen", was immer das auch heißen mag, sondern stammen aus durchaus unterschiedlichen politischen Spektren - von Jusos bis AntiRa. Und wir bezichtigen - natürlich! - auch nicht alle Teilnehmer der Veranstaltung des Antisemitismus - obwohl wir schon ein wenig erstaunt waren ob des offenen Hasses der Mehrheit und ob der Gewaltbereitschaft einer größeren Minderheit, die uns - und nicht etwa den Referenten! - entgegenschlugen.

Der Grund unserer spontanen Aktion waren die Aussagen der beiden Referenten July Fry und Alfonso de Vito Die US-Bürgerin Fry (A.N.S.W.E.R, „Act Now To Stop War And End Racism“) forderte „Solidarität mit den palästinensischen Befreiungskämpfen“, selbstredend, ohne die Selbstmordattentate gegen die israelische Zivil-Bevölkerung zu kritisieren. Der italienische "Globalisierungskritiker" de Vito verglich die israelische Besatzungspolitik mit der Räumung des Warschauer Ghettos.

Wer die Nazi-Gräuel im Warschauer Ghetto und damit den Holocaust verharmlost, muss massiven Widerstand spüren. Eine derartige Gleichsetzung ist unerträglich. Wir sind schockiert, dass solche Ansichten auch außerhalb der extremen Rechten geäußert - und geduldet! - werden.

Spätestens hier war die Grenze zum Antisemitismus überschritten. Wir haben daher versucht, die Rede de Vitos durch laute Zwischenrufe zu unterbinden. Wir forderten die beiden Referenten auf, den Saal zu verlassen. Nach rund fünf Minuten wurden wir unter Anwendung physischer Gewalt aus dem Saal gedrängt. Wir wurden von mindestens dreißig ATTACies übel beschimpft. Selbst vor der Tür wurden wir nicht in Ruhe gelassen, wir wurden angerempelt und weiterhin beschimpft.

Als einer der Hauptakteure des gewaltsamen Rausschmisses hat sich Boris Loheide hervorgetan, Mitglied des Koordinationskreises von ATTAC Köln. Auf der Mailingliste der Attac-Uni-Gruppe Köln bestätigt er grundsätzlich die von uns geschilderten Sachverhalte. Loheide: „Als Alfonso mit einer Provokation [sic!], nämlich dem Vergleich der Räumung des Warschauer Ghettos durch die Nazis mit einem [Irgendeinem? Einem nicht näher benennbaren?] Massaker in Palästina unter der Verantwortung von Ariel Scharon in den 70ern, noch provokativ Öl ins Feuer goss, haben die Störer versucht, ihm das Wort zu verbieten, störten den weiteren Ablauf, provozierten leichte Handgreiflichkeiten und beschimpften alle Anwesenden als Antisemiten.“

Bis auf die letzten beiden Halbsätze ist das eine korrekte Darstellung, wenn auch gepaart mit verqueren Ideologieversatzstücken.

Loheide übte ferner Selbstkritik: „Was mich persönlich am meisten gestört hat, war, das ich selber überzogen laut und aggressiv auf die Störer reagiert habe [...].“ Das ist jedoch eine sehr milde Umschreibung seines Fehlverhaltens. So schlug das ehemalige Grünen-Mitglied wild um sich und versuchte, uns zu physisch attackieren. Ob Mann oder Frau war dem Rasenden offenbar egal.

Aber ATTAC bietet nicht nur in Köln extrem israelfeindlichen, zum Teil antisemitischen Personen ein Forum. Bereits auf dem ATTAC-Ratschlag, einer Art bundesweiter Basiskonferenz, am vergangenen Wochenende in Göttingen kam es aufgrund extrem israelkritischer Äußerungen beinahe zu einem Eklat. Über die britische Journalistin Yvonne Ridley berichtet „Die tageszeitung“ (taz) vom 20.1.2003 auf Seite 7: „Der Göttinger Ratschlag ist auch Startschuss für die Attac-Friedenstour. ... Unmut gibt es bei der Rede Ridleys: Sie beginnt ihren Vortrag mit einem Gruß an die ,heroischen Kämpfer der Intifada' und lässt keine Gelegenheit aus, Israels Besatzungspolitik anzuprangern. Über ,Bauchschmerzen' klagen da einige aus dem Plenum: Sie wollen nicht, dass Attac als antiisraelisch gilt. Es gibt Forderungen, Ridley wieder auszuladen, über die aber auf dem Ratschlag nicht mehr entschieden wird.“ (Jan Jikeli, in: indymedia.de 27.01.2003).
 

Donnerstag, 30. Januar 2003:
 

Berlin, BRD - Slowakei:

Die jüdischen Gemeinden der Slowakei können mit keiner Entschädigung der Bundesrepublik wegen Verbrechen des Deutsches Reiches rechnen. In einem Berufungsverfahren verneinte gestern das Kammergericht Berlin entsprechende Ansprüche des Zentralverbandes Jüdischer Gemeinden in der Slowakei. Hauptargument des Gerichts: Der Zentralverband könne nicht als Rechtsnachfolger der Juden gelten, die während des Holocaust ermordet wurden.

Die Forderungen des Zentralverbandes beruhen auf einem perversen Geschäft, das der damalige slowakische Vasallenstaat des Nazireiches mit dem Deutschen Reich abgeschlossen hatte: Für jeden Juden, der in Vernichtungslager deportiert wurde, zahlte das slowakische Regime dem NS-Staat 500 Reichsmark. Schlimmer noch, brachten die slowakischen Behörden diese „Deportationsgebühr“ durch die Beschlagnahme des Besitzes der knapp 60.000 verschleppten Juden auf.

Nachdem die Bundesregierung als Rechtsnachfolgerin des Nazireichs zu keinen Verhandlungen über eine Rückzahlung des Blutgeldes bereit war, klagte der Zentralverband der Jüdischen Gemeinde der Slowakei im August 2000 gegen die Bundesrepublik. Es geht um viel Geld. Der Anwalt Rainer Arzinger berechnet die Ansprüche des Zentralverbandes auf rund 78 Millionen Euro. Das zuständige Landgericht Berlin wies die Klage des Verbandes Ende März 2001 zurück. Gestern, am 70. Jahrestag der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, wurde die Berufung mündlich verhandelt.

Dabei folgte das Kammergericht im Wesentlichen der Argumentation der Vorinstanz: Der Verband stehe nicht in Rechtsnachfolge der ermordeten Juden der Slowakei. „Einen Kollektivanspruch kennt das deutsche Recht nicht“, so das Gericht. Zusätzlich erkannte es keinen „Durchgriffsanspruch“ des Zentralverbandes an: Die Bundesrepublik könne nicht als Letzte in einer Reihe dafür geltend gemacht werden, nachdem der slowakische Vasallenstaat und die damalige Zwangsorganisation „Judenzentrale“ untergegangen seien.

Arzinger kündigte gestern an, den Rechtsweg weiter zu beschreiten: zuerst vor dem Bundesgerichtshof, wenn nötig bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg. Allerdings sei der Zentralverband auch zu einem Vergleich bereit. (Philipp Gessler, in: taz Nr. 6968 vom 31.1.2003).
 

März 2003
 

Sonntag, 23. März 2003:
 

Berlin, BRD:

Ein junger Amerikaner jüdischen Glaubens ist am Sonntagabend auf dem Berliner Kurfürstendamm tätlich angegriffen worden. Nach Angaben der Polizei schlug ein unbekannter Mann den 21-Jährigen, der wegen seiner Kleidung, der Kopfbedeckung und seiner Schläfenlocken als Angehöriger jüdischen Glaubens erkennbar war, ohne ersichtlichen Grund ins Gesicht. Der Täter hatte den Angaben zufolge südländisches Aussehen war etwa 22 bis 23 Jahre alt. Er konnte unerkannt flüchten (dpa/bb, in: Welt, 25.03.2003).

Ein 21-jähriger amerikanischer Jude ist am Sonntagabend in Charlottenburg von unbekannten Männern angegriffen und verletzt worden. Mendel D. war gegen 19 Uhr auf dem Kurfürstendamm unterwegs. Nahe der Meinekestraße wurde er von vier jungen Männern beobachtet. Einer der südländisch aussehenden Männer kam auf den 21-Jährigen zu, beschimpfte ihn und schlug ihm ins Gesicht. Anschließend beschmutzte er die Kleidung des Opfers. Wenig später flüchtete der Täter mit seinen Komplizen. Mendel D., der auf Grund seiner Kleidung, der Kopfbedeckung und seiner rituellen Locken als Jude erkennbar war, lief zur Synagoge in der Fasanenstraße und alarmierte von dort aus die Polizei. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Sie sollen zwischen 20 und 25 Jahre alt und etwa 1,70 Meter groß sein. Weitere Hinweise hat die Polizei nach eigenen Angaben nicht (Berliner Zeitung 25.03.2003).

Einer der zehn Absolventen der ersten Berliner Rabbiner-Ausbildung seit der Schoah ist am Sonntagabend nach eigenen Angaben von türkisch aussehenden Jugendlichen verprügelt worden. Nach einem Hochzeitsbesuch in der Jüdischen Gemeinde an der Fasanenstraße kamen dem 21-jährigen Rabbi-Studenten aus Detroit vier junge Männer auf der Joachimstaler Straße entgegen. Im Vorbeigehen schlug ihm einer aus der Gruppe mit der flachen Hand auf das rechte Auge. Mendel D. wurde schwindelig und hörte dabei die anderen lachen. Dann traf ihn ein "Doughnut" im Gesicht. "Die vier Männer gingen ruhig weiter", sagt Mendel D. Kein Passant habe versucht, dazwischenzugehen oder die Angreifer aufzuhalten. In einer Bar, gleich am Tatort, wollte niemand etwas gesehen haben. "In New York hätte man mir bestimmt geholfen", glaubt er (Berliner Morgenpost 25.03.2003).

Mai 2003
 

Samstag, 10. Mai 2003:
 

Wien, Österreich:

Nach Berichten der israelischen Tageszeitung Yedioth Aharonot (http://www.ynet.co.il) und der Internet-Zeitung "Die Jüdische" (http://www.juedische.at) wurde der stellvertretende Direktor der Chabad-Lauder-Schule in Wien am vergangenen Samstag von zwei Skinheads attackiert.

Auf seinem Heimweg vom Gebet sei der Mann von zwei Burschen angegriffen worden, die "wie Nazis aussahen", so die Berichte. Der religiöse Jude sei beschimpft, bespuckt und mit Bierdosen beworfen worden. Danach sei er am ganzen Körper geschlagen worden. Das Opfer kam in Spitalsbehandlung. Das "Forum gegen Antisemitismus" (http://www.fga-wien.at/) bestätigte auf Anfrage von der Standard.at den "Vorfall" registriert zu haben. (miS/red, in: Der Standard 14.05.2003; Link zum Artikel: http://derStandard.at/?id=1300010>Antisemitischer Übergriff in Wien).
 

Sonntag, 11. Mai 2003:
 

Berlin, BRD:

Bei einer offenbar antisemitisch motivierten Attacke ist in Berlin ein 56-jähriger Mann verletzt worden. Wie die Polizei am Montag mitteilte, griffen Jugendliche den Mann am Sonntagabend in einem Linienbus offenbar wegen des von ihm an einer Halskette getragenen Davidsterns an. Die Täter beleidigten den Mann mit antisemitischen Sprüchen, bespuckten ihn Bei einer offenbar antisemitisch motivierten Attacke ist in Berlin ein 56-jähriger Mann verletzt worden. Wie die Polizei am Montag mitteilte, griffen Jugendliche den Mann am Sonntagabend in einem Linienbus offenbar wegen des von ihm an einer Halskette getragenen Davidsterns an. Die Täter beleidigten den Mann mit antisemitischen Sprüchen, bespuckten ihn und traten ihn mit den Füßen ins Gesicht. Das Opfer erlitt Prellungen im Gesicht, die im Krankenhaus ambulant behandelt wurden. Die Täter konnten unerkannt flüchten (AFP 12.05.2003).

Ein 56-jähriger Mann aus Mitte ist am Sonntagabend von einer Gruppe ausländischer Jugendlicher in einem Bus der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) angegriffen worden. Der Vorfall ereignete sich gegen 20 Uhr auf der Linie 148. Als der Bus die Potsdamer Straße entlangfuhr, beleidigten die Jugendlichen Manfred F. Sie beschimpften ihn mit "Drecksjude" und bespuckten ihn. Schließlich traten die Angreifer dem Mann zwei Mal ins Gesicht. Manfred F. erlitt Prellungen im Gesicht, die im Krankenhaus ambulant behandelt wurden (Berliner Zeitung 12.05.2003)

Ein 56-jähriger Mann aus Mitte ist Sonntagabend angegriffen worden, weil er eine Kette mit einem Davidstern um den Hals trug. Der Vorfall ereignete sich gegen 20 Uhr in einem BVG-Bus. In Höhe Potsdamer Straße in Mitte wurde Manfred F. von einer Gruppe Ausländern umringt und als "Drecksjude" beschimpft. Anschließend spuckte ihm einer der Täter ins Gesicht und verletzte ihn durch Fußtritte. Der 56-jährige erlitt Prellungen im Gesicht, die Angreifer flüchteten. Gegenüber der Polizei gab das Opfer an, kein bekennender Jude zu sein. Der Mann stellte auch keinen Strafantrag.

Innensenator Ehrhart Körting (SPD) verurteilte die Tat scharf: "Jüdische religiöse Symbole müssen in Berlin ebenso getragen werden können wie solche aller anderen Weltregionen." (Berliner Morgenpost 12.05.2003).
 
 
 

Dienstag, 13. Mai 2003:
 

Berlin, BRD:

In Berlin ist es erneut zu einem antisemitischen Überfall gekommen: Ein an seinen Schläfenlocken und der Kopfbedeckung als orthodoxer Jude erkennbarer US-Bürger wurde am Dienstagabend im Bezirk Neukölln von Jugendlichen attackiert, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Einer der Angreifer schlug dem 19-jährigen Studenten mit der Faust auf die Stirn. Der US-Bürger stieß den Jugendlichen daraufhin von sich und konnte ohne offensichtliche Verletzungen flüchten (AFP 14.05.2003, 13:12 Uhr, in: http://de.news.yahoo.com/030514/286/3fyob.html).
 

20. Mai 2003:
 

Bad Kreuznach, BRD:

Unbekannte Täter haben den jüdischen Friedhof bei Bad Kreuznach geschändet. Die Grabsteine wurden mit Lack besprüht und mit Hakenkreuzen und SS-Runen verunstaltet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Sachbeschädigung und verfassungswidriger Kennzeichen. (epd, in: taz Nr. 7060 vom 22.5.2003, Seite 2, und in: http://www.taz.de/pt/2003/05/22/a0016.nf/text).

Juni 2003
 

Freitag, 13. Juni 2003:
 

Berlin, BRD:

Organisierter Aufmarsch militanter Antisemiten im Herzen von Kreuzberg

Am Freitag, den 13. Juni 2003 gegen 23 Uhr marschierten zur besten Kreuzberger Strassencafé-Zeit rund zwei dutzend mit Palitüchern vermummte Anhänger der palästinensischen Terrors auf. Unter dem Skandieren von Losungen, die den Tod des Zionismus und des jüdischen Staates verlangten, verbrannten sie am Heinrichplatz die Fahne des Staates Israel und blockierten dabei gleichzeitig für mehrere Minuten die Oranienstrasse.

Der Vorfall ereignete sich vor den Augen zahlreicher Passanten und Gäste umliegender Kneipen mit Außenbewirtschaftung. Weder kam es von deren Seite zu einem beherzten Eingreifen zur Unterbindung der Aktion noch waren Unmutsbekundungen an die Adresse der militanten Antisemiten zu vernehmen.

Der organisierte Aufmarsch stellt eine neue Qualität dar. Denn er muß als Drohgebährde gegenüber allen gelten, die sich nicht damit abfinden wollen, daß insbesondere Kreuzberg und Neukölln zu quasi befreiten Zonen für Juden und Freunde des jüdischen Staates erklärt werden sollen.

Der Umstand, daß die Antisemiten unter den Augen hunderter Schaulustiger ihr schauderhaftes Treiben ungestört über die Bühne bringen konnten, ist ein fatales Signal aus dem Szenekiez (Redaktion BAHAMAS 17.06.2003).

Charleroi, Belgien:

Auf eine Synagoge im südbelgischen Charleroi ist ein Brandanschlag verübt worden. Der mutmaßliche Attentäter setzte vor dem Eingang des Gebäudes verschüttetes Benzin in Brand, meldete die Polizei. Das Feuer sollte offenbar ein in der Nähe parkendes Auto entzünden, in dem mehrere Gasflaschen lagerten. Ein zufällig vorbeikommender Feuerwehrmann in Zivil löschte den Brand und rief Kollegen zu Hilfe. Der mutmaßliche Täter, der nach Polizeiangaben aus Marokko stammt, wurde festgenommen (dpa, in: http://de.news.yahoo.com/030613/3/3hozo.html).

Ein 32-jähriger gebürtiger Marokkaner versuchte gestern ein mit Gasflaschen beladenes Auto bei der Synagoge anzuzünden. Wie Reshet Beth Radio berichtet, gilt der Mann als geistig labil. Die Polizei konnte das Feuer realtiv rasch löschen. Auf die Synagoge in Chaleroi gab es vor einigen Monaten ein Schussattentat. Belgiens Premier Verhofstadt verurteilte die Tat aufs Schärfste (Laster, in: www.juedische.at 14.6.2003 23.09). Das Erschreckendste - der Täter informierte Nachbarn über seine Tat. Er wollte ja NUR Juden treffen. Ausser dem Feuerwehrmann schien es niemanden zu stören (Samuel Laster 17.06.2003).
 

Juli 2003
 

Dienstag, 08. Juli 2003:
 

Berlin, BRD:

Unbekannte haben am Dienstag nachmittag vermutlich Pflastersteine auf das jüdische Mahnmal in der Tiergartener Levetzowstraße geworfen. Wie die Polizei erst am Mittwoch mitteilte, sei zwei Polizeibeamten Abplatzungen im Granit des Mahnmals aufgefallen. Die Pflastersteine lagen auf dem Mahnmal und in dessen näherer Umgebung. Der Staatsschutz ermittelt. Das 1988 eingeweihte Mahnmal erinnert an die Deportation Berliner Juden in die Vernichtungslager. In der Levetzowstraße war die dortige Synagoge während der NS-Zeit als Sammelstelle zur Deportation missbraucht worden. (Sigi Königsberg 10.07.2003, mit: Reuters)