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[Aus den Berliner Briefen http://www.konservative.de/seiten/RUNDBRIEF/DeutscheMedien.html , einer Zeitung von Joachim Siegerist. Der Name sollte reichen]

 

Zum Judenhaß in Europa

 

Oriana Fallaci ist seit Jahrzehnten die berühmteste Journalistin in Europa. Am 17. April d.J. hat sie in der italienischen Zeitschrift „Panorama“ folgenden sehr polemischen Artikel veröffentlicht, gerichtet gegen die Einseitigkeit mit der der israelisch-palästinensische Konflikt in den Medien und der Öffentlichkeit in Europa betrachtet wird, was zu einer neuen, gefährlichen Welle von Antisemitismus geführt hat. Wir bieten Ihnen den Wortlaut des Artikels:

 

Ich finde es beschämend, daß es in Italien eine Prozession von Leuten bekleidet als Selbstmordattentäter geben kann, die wüste Beschimpfungen gegen Israel rufen, Bilder von israelischen Leadern tragen, auf deren Stirne sie das Hakenkreuz geschmiert haben, und die Leute aufhetzen, die Juden zu hassen. Die ihre eigenen Mütter in einen Harem verkaufen würden, um die Juden erneut in Vernichtungslagern zu sehen, in den Gaskammern, in den Öfen von Dachau und Mauthausen und Buchenwald und Bergen-Belsen, und so weiter.

 

Ich finde es beschämend, daß die Katholische Kirche es einem Bischof erlaubt, der sogar eine Wohnung in Vatikan hat, - ein heiliger Mann, der in Jerusalem ertappt wurde mit einem Arsenal von Waffen und Sprengstoff, versteckt in den Geheimfächern seines geheiligten Mercedes -, an dieser Prozession teilzunehmen und sich vor dem Mikrophon zu stellen und im Namen Gottes den Selbstmordattentätern zu danken, die die Juden in Pizzerias und Supermärkten töten. Und diese als „Märtyrer, die in den Tod wie zu einer Party gehen“ zu bezeichnen.

 

Ich finde es beschämend, daß in Frankreich, das Frankreich der „Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit“, sie Synagogen niederbrennen, Juden terrorisieren und ihre Friedhöfe schänden.

 

Ich finde es beschämend, daß Jugendliche in Holland und Deutschland sich mit der Kaffiah schmücken, so wie Mussolinis Avantgarde mit dem Knüppel und den faschistischen ... herumstolzierten.

 

Ich finde es beschämend, daß in fast allen Universitäten Europas palästinensische Studenten den Antisemitismus nähren und fördern. Daß man in Schweden gefordert hat, daß der Friedensnobelpreis, der 1994 an Shimon Peres verliehen wurde, zurückgenommen werde, und man diesen an die Taube mit dem Olivenbaumzweig – also an Arafat – verleihen sollte.

 

Ich finde es beschämend, daß die ehrwürdigen Mitglieder des Komitees, ein Komitee das allem Anschein nach bei der Vergabe der Belohnungen eher die politische Couleur als die Verdienste in Betracht zieht, eine solche Forderung überhaupt in Betracht gezogen haben und sogar eine Antwort darauf formulierten. In der Hölle ist der Nobelpreis eine Ehre für den, der es nicht bekommen hat.

 

Ich finde es beschämend (wir sind nun wieder in Italien), daß staatliche Fernsehsender zu der Wiedergeburt des Antisemitismus beitragen, indem sie Tränen nur für die palästinensischen Toten gießen und gleichzeitig die israelischen Toten herunterspielen und sich über diese in einem herablassenden Ton äußern. Ich finde es beschämend, daß sie in ihren Debatten die respektvollen Gastgeber spielen für Halunken mit Turban oder Kaffiah, die gestern Hymnen für das Massaker in New York gesungen haben und heute Hymnen für die Massaker in Jerusalem, Haifa, Netanya oder Tel Aviv singen.

 

Ich finde es beschämend, daß die Printmedien dasselbe tun, daß sie sich empört darüber zeigen, weil israelische Panzer die Geburtskirche in Bethlehem belagern, aber nicht darüber empört sind, daß in derselben Kirche 200 palästinensische Terroristen, bewaffnet mit Maschinengewehren, Munition und Sprengstoff (unter ihnen sind auch verschiedene Leader von Hamas und der al-Aqsa-Brigaden), anscheinend nicht unwillkommene Gäste der Mönche sind (die übrigens Mineralwasserflaschen und Honigfässer von den Soldaten genau jener Panzer entgegennehmen).

 

Ich finde es beschämend, daß eine bekannte Tageszeitung, bei der Angabe der Anzahl der Israelis die seit dem Anfang der zweiten Intifada getötet wurden (412), es als angemessen empfand, in großen Buchstaben darauf hinzuweisen, daß mehr Menschen in Israel durch Autounfälle umkommen (600 jährlich).

 

Ich finde es beschämend, daß der „Osservattore Romano“, die Zeitung des Papstes – ein Papst der vor nicht allzu langer Zeit in der Klagemauer einen Entschuldigungsbrief an die Juden hinterlassen hat – ein Volk des Vernichtungskrieges beschuldigt, das millionenfach von Christen, von Europäern, vernichtet wurde.

 

Ich finde es beschämend, daß diese Zeitung den Überlebenden jenes Volkes (Überlebende die immer noch auf dem Arm ihre tätowierte Nummer tragen) das Recht abstreitet, zu reagieren, sich zu verteidigen, sich nicht erneut abschlachten zu lassen.

 

Ich finde es beschämend, daß im Namen von Jesus Christus (einem Juden ohne den sie alle arbeitslos wären), die Priester unserer Gemeinden oder Sozialzentren, oder was auch immer sie sind, ungeniert flirten mit den Mördern jener Menschen in Jerusalem, die nicht zum Essen ausgehen können, sich keine Pizza oder einen Karton Eier kaufen können, ohne in die Luft gesprengt zu werden.

 

Ich finde es beschämend, daß wir uns auf der Seite genau derjenigen stellen, die den Terrorismus eingeführt haben, uns an Bord der Flugzeuge, auf den Flughäfen, bei Olympischen Spielen, getötet haben, und die sich heute damit unterhalten, indem sie westliche Journalisten töten. Indem sie sie erschießen, entführen, ihre Kehlen durchschneiden, sie enthaupten. (Es gibt jemanden in Italien, der nach der Veröffentlichung meines Buches „Wut und Stolz“ gern mit mir dasselbe tun würde. Er zitiert Verse aus dem Koran und ruft seine „Brüder“ in den Moscheen und in der Islamischen Gemeinde auf, mich zu bestrafen. Mich zu töten. Oder besser, mit mir zusammen zu sterben. Da dieser jemand gut Englisch kann, werde ich ihm auf Englisch antworten: „F... you.“ )

 

Ich finde es beschämend, daß fast die gesamte Linke, jene Linke die es vor 20 Jahren erlaubt hat, daß bei einer Prozession der Gewerkschaften einer der Demonstranten vor die Synagoge in Rom einen Sarg deponiert (im Stil der Warnungen, die die Mafia abgibt), den Beitrag der Juden bei dem Kampf gegen den Faschismus vergißt. Ein Kampf der auch von Carlo und Mello Rossini geführt wurde, von Leone Ginzburg, von Leo Valiani, von Emilio Sereni, von Frauen wie meine Freundin Anna Maria Enriques Agnoletti, die am 12. Juni 1944 in Florenz erschossen wurde, von 75 der insgesamt 335 Menschen die bei Fosse Ardeatine getötet wurden, von den unzähligen anderen die unter Folter oder im Kampf oder vor den Hinrichtungskommandos umgekommen sind. (Die Kameraden, die Lehrer meiner Kindheit und meiner Jugend).

 

Ich finde es beschämend, daß teilweise durch die Schuld der Linken – oder eher hauptsächlich durch die Schuld der Linken (denken Sie an die Linke die ihre Parteitagungen eröffnen indem sie dem PLO- Vertreter Beifall spenden, dem Anführer in Italien der Palästinenser die die Vernichtung Israels wollen) – die Juden in italienischen Städten wieder einmal Angst haben müssen. Und in französischen Städten auch, und in holländischen Städten und deutschen Städten und dänischen Städten – überall dasselbe.

 

Ich finde es beschämend, daß Juden zittern müssen, wenn als Selbstmordattentäter bekleidete Halunken vorbeiziehen, so wie sie in der Kristallnacht gezittert haben, der Nacht als Hitler die Juden zum Abschuß freigab.

 

Ich finde es beschämend, daß als Zeichen des Gehorsams gegenüber der dummen, abscheulichen, unaufrichtigen und für einige sehr vorteilhaften Political Correctness, die gewöhnlichen Opportunisten – oder, besser gesagt, die gewöhnlichen Schmarotzer – den Begriff Frieden ausnutzen. Daß in Namen des Begriffs Frieden, der jetzt noch wertloser geworden ist als die Begriffe Liebe und Menschlichkeit, sie sich nur einer Seite gegenüber verständnisvoll zeigen und dieser ihren Hass und ihre Bestialität verzeihen. Daß im Namen des Pazifismus (lese: Konformismus), den sich die singenden Grillen und Hofnarren, die Pol Pot zu den Füßen gekrochen sind, angeeignet haben, Menschen aufgehetzt werden, die verwirrt oder ignorant oder eingeschüchtert sind. Sie diese Menschen betrügen, korrumpieren, sie um ein halbes Jahrhundert zurückwerfen, in die Zeiten des gelben Sterns auf den Jacken der Juden. Diese Scharlatane, die sich in Wirklichkeit so viel um die Palästinenser scheren, wie ich mich um die Scharlatane schere – also überhaupt nicht.

 

Ich finde es beschämend, daß viele Italiener und viele Europäer als ihren Flaggenträger den Gentleman – um ihn höflich zu bezeichnen – Arafat ausgesucht haben. Diese Null, der dank des Geldes der saudischen Königsfamilie den Mussolini ad perpetuum spielen kann und in seiner Megalomanie glaubt, daß er in die Geschichte als der George Washington von Palästina eingehen werde. Dieser ungrammatikalische Schuft der, als ich ihn interviewte, unfähig war, einen Satz von Anfang zu Ende auszusprechen, unfähig, ein artikuliertes Gespräch zu führen. Das Interview zusammenzufügen, es aufzuschreiben und veröffentlichen zu können, hat mich enorme Bemühungen gekostet, und ich bin zu der Schlußfolgerung gelangt, daß im Vergleich zu ihm sogar Ghaddafi sich wie Leonardo de Vinci ausdrückt. Dieser angebliche Krieger der, wie Pinochet, immer in Uniform herumläuft und nie zivile Kleider trägt, aber nie selbst an einer Schlacht teilgenommen hat. Krieg ist etwas, das er andere für sich führen läßt, und er hat es immer so getan. Er schickt andere in den Krieg, arme Seelen, die an ihm glauben.

 

Dieser aufgeblasene Inkompetent der, indem er sich die Rolle des Staatsoberhaupts angeeignet hat, das Scheitern der Verhandlungen in Camp David und der Clinton-Vermittlungen herbeiführte. „Nein- Nein-Ich-will-das-ganze-Jerusalem-für-mich.“ Dieser ewige Lügner, der nur dann für ein Moment aufrichtig ist, wenn er – im privaten Gespräch – das Existenzrecht Israels abstreitet, und der, wie ich es auch in meinem Buch geschrieben habe, sich alle fünf Minuten selbst widerspricht. Er spielt immer auf zwei Fronten, lügt auch, wenn man ihm fragt, wie spät es ist, so daß man ihm nie vertrauen kann. Nie! Von ihm wird man systematisch betrogen. Dieser ewige Terrorist, der nur das eine kann – ein Terrorist zu sein (wobei er selbst immer in Sicherheit bleibt) und der in den 70-er Jahren, als ich ihn interviewte, sogar die Terroristen der Baader-Meinhof Gruppe ausgebildet hat. Mit ihm zusammen, zehnjährige Kinder. Arme Kinder! Nun bildet er sie aus, um Selbstmordattentäter zu werden. Zur Zeit werden Hundert Baby-Selbstmordattentäter vorbereitet – Hundert! Dieser Wendehals der seine Frau nach Paris geschickt hat, wo sie wie eine Königin bedient und geehrt wird, und sein Volk im Dreck verkommen läßt. Er nimmt sie heraus aus dem Dreck nur um sie in den Tod zu schicken, zu töten und zu sterben, so wie die 18-jährigen Mädchen die, um die Gleichheit mit den Männern zu erreichen, sich Sprengstoffgürtel umlegen und zusammen mit ihren Opfern in die Luft aufgehen müssen. Und trotzdem lieben ihn viele Italiener – ja. So wie sie Mussolini geliebt haben. Und viele Europäer tun dasselbe.

 

 

Ich finde es beschämend und ich sehe in all dies das Aufkommen eines neuen Faschismus, eines neuen Nazismus. Ein Faschismus und Nazismus der noch schrecklicher und widerlich ist, weil er von jenen getragen und gefördert wird, die scheinheilig als Gutmenschen, Progressisten, Kommunisten, Pazifisten, Katholiken oder eher Christen, posieren, und die die Frechheit haben, jene die, wie ich, die Wahrheit ausschreien, als Kriegshetzer abzustempeln. Ich sehe es, ja, und ich sage dazu:

 

Ich bin nie sanft gegenüber der tragischen und shakespearschen Figur von Sharon gewesen („Ich weiß, Sie sind gekommen, um sich einen weiteren Skalp für Ihren Gürtel zu nehmen“, hat er zu mir gesagt, fast mit Traurigkeit, als ich ihn 1982 interviewt habe.) Ich habe oft Meinungsverschiedenheiten mit den Israelis gehabt, sogar häßliche, und in der Vergangenheit habe ich sehr oft die Palästinenser in Schutz genommen. Vielleicht mehr als sie es verdient haben.

 

Aber ich bin auf der Seite Israels. Ich bin auf der Seite der Juden. Ich bin auf ihrer Seite so wie ich es gewesen bin, als ich als junges Mädchen mit ihnen zusammen gekämpft habe, und als die Anna Marias erschossen wurden. Ich verteidige ihr Recht zu existieren, sich selbst zu verteidigen, es nicht zuzulassen, daß sie ein zweites mal exterminiert werden. Und, von dem Antisemitismus vieler Italiener und Europäer angewidert, schäme ich mich dieser Schande, die mein Land und Europa entehrt. Dies ist nicht eine Gemeinschaft von Staaten sondern, im besten Fall, eine Versammlung von Pontius Pilates. Und auch wenn alle anderen Bewohner dieses Planeten anders denken sollten, ich werde weiter so denken.

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